Die Fastenzeit


Die Fastenzeit

Die Fastenzeit bezeichnet die österliche Bußzeit, die 40 Tage dauernde Vorbereitung auf Ostern. Sie beginnt mit dem Aschermittwoch und endet mit der Osternacht. In diesem Jahr vom 5. März bis 19.April 2014 . Die Sonntage in der Fastenzeit gelten nicht als Fastentage und werden deshalb nicht mitgezählt.

 

Der biblische Hintergrund für die Festsetzung der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte, ist das Fasten Jesu in der Wüste. Die 40 Tage erinnern aber auch an die 40 Tage der Sintflut, an die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zog, an die 40 Tage, die Mose auf dem Berg Sinai in der Gegenwart Gottes verbrachte und an die Frist von 40 Tagen, die der Prophet Jona der Stadt Ninive verkündete, worauf diese ein Fasten und Büßen ausrief, das Gott bewog, sie nicht untergehen zu lassen.

 

"Was fastest Du denn dieses Jahr?" - Das ist so eine Frage, die mir zu Beginn der Fastenzeit häufiger unterkommt. Eigentlich eine feine Sache: Fastenzeit als individuell abgestimmtes geistliches Fitnessprogramm. Jeder fastet das, was ihm auf der einen Seite als echtes Opfer erscheint, ihm auf der anderen Seite aber auch vor nicht unlösbaren Problemen stellt. Auf der Strecke bleibt dabei allerdings das Fasten als gemeinschaftliches Erlebnis und Tun der Kirche - und wird dadurch auch noch etwas schwieriger. So kann es vorkommen, dass der eine "Alkohol fastet" und zusehen muss, wie sich der andere am Bier genüsslich tut, und im nächsten Augenblick ist es genau umgekehrt: Dann führt sich der erste eine riesige Portion Pommes zu, während der andere nun Kohldampf schiebt...

 

Die Kirche sieht beides vor: Ein einheitliches Fasten und zusätzlich den individuellen Verzicht. Dazu ist es aber sinnvoll, das Wort "Fasten" wieder im ursprünglichen Sinne zu verstehen - und davon das persönliche "Opfer" zu unterscheiden.

Fasten

Als Fasten hat die Kirche von alters her nicht irgendein beliebiges Opfer bezeichnet, sondern konkret den Verzicht auf Nahrung (auch andere Religionen verstehen unter "Fasten" die Einschränkung der Nahrungsaufnahme). Im allgemeinen meint "Fasten" im kirchlichen Sinn die einmalige Sättigung am Tag.

 

"Fasten bei Wasser und Brot"

Dabei ist es in der Fastenzeit sinnvoll, auf eine gesunde und ausgewogene Nahrung zu achten. Der Brauch, "bei Wasser und Brot" zu fasten (also bei der einmaligen Mahlzeit am Tag nur Wasser und trockenes Brot zu sich zu nehmen), sollte daher nur an einzelnen Fasttagen gepflegt werden (zum Beispiel am Aschermittwoch oder Karfreitag). Für längere Zeiträume ist davon abzuraten. Fasten bei Wasser und Brot ist aber immer nur freiwillig - keine Vorschrift.

 

Eine einfache Mahlzeit am Tag

Die einmalige Mahlzeit sollte allerdings nicht üppig und opulent sein, sondern schlicht der Sättigung und der Erhaltung der Körperfunktionen dienen.

 

Zwischenmahlzeiten

Außerhalb der einen Mahlzeit sind kleinere Stärkungen erlaubt und sinnvoll – aber ebenfalls nur zur Erhaltung der "Schaffenskraft" - Chips und Schokolade gehören üblicherweise nicht dazu.

 

"Sonntags nie!"

Es ist nicht nur üblich, sonntags das Fasten zu unterbrechen - es ist sogar eine gewisse Verpflichtung darin zu sehen, die Feier des Sonntags auch durch ein feierliches Essen zu bereichern. "Wenn Fasten, dann Fasten; wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn." soll Teresa von Avila gesagt haben. Und Sonntag als Tag der Auferstehung ist nun mal Rebhuhn-Zeit.

 

Altersfreigabe beachten!

Nun ist das echte Fasten ein herber Eingriff in Dein (körperliches) Leben. Deshalb sollten Jugendliche unter 18 Jahre nur eingeschränkt fasten - Kinder zum Beispiel gar nicht. Senioren ab 60 Jahre sind dazu auch nicht verpflichtet. Fasten soll nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, die vor allem in der Jugendzeit fatale Folgen haben können.

 

 

Verzicht (Opfer)

Im Gegensatz zum Fasten soll das Opfer individuell bestimmt werden. Da ist nicht vorgeschrieben, welches Opfer Du Dir neben dem Fasten noch zusätzlich auferlegst, beispielsweise, dass Du dich beim Essen, Trinken und Rauchen, im unkontrollierten Gebrauch der Medien einschränken kannst und auf Partys, Tanzveranstaltungen und ähnliche Vergnügungen verzichtest.

 

Verzicht ist kein Sport - sondern eine Freiheitsübung

Dabei solltest Du nicht nur auf schlechte Angewohnheiten verzichten - und auch nicht nur auf Dinge, die Dir schwerfallen. Das wird dann schnell zu einem Wettbewerb mit Deinem inneren Schweinhund: "Wer ist wohl stärker?" Fasten und Verzicht sind keine Sportwetten, bei dem es nur darum geht, ein selbstgestecktes Ziel zu erreichen. Fasten und Verzicht haben eine Ausrichtung: Es sollte Dir darum gehen, freier zu werden, Dich von unbemerkten (oder bewussten) Abhängigkeiten freizumachen.

 

Gebet, Almosen und Werke der Nächstenliebe

Die ganze Fastenzeit, das wirkliche Fasten und der Verzicht haben eine Ausrichtung: Freier zu werden für Gott und für den Nächsten. Wer fastet, spart zum Beispiel Geld und Zeit. Die Zeit sollte nicht nur vertrödelt werden und das Geld nicht nur gespart werden (um dann nach Ostern alles doch wieder zu versaufen und verspeisen).

 

Die erste Säule: Das Gebet

Also schlägt die Kirche (unter Berufung auf Jesus in der Bergpredigt) neben der zweiten Säule - dem Fasten und Verzichten - eine erste Säule vor: Das Gebet. Die wiedergewonnene Freiheit soll umgemünzt werden für ein intensiveres Verhältnis zu Gott.

 

Die dritte Säule: Die Nächstenliebe

Und eine dritte Säule: Die Nächstenliebe. Die erweiterte Freiheit, die gewonnenen Zeitreserven und das gesparte Geld sollte für große Projekte oder kleine Gesten der Nächstenliebe verwendet werden.

 

(Nach „Fasten für Anfänger“ Karl-Leisner-Jugend)