Wo ist Gott, wenn's weh tut?

Diese Frage ist vielleicht die Grundfrage, die elementare Frage unseres Lebens. Wie passt Gott mit den dunklen Seiten, mit den Schwierigkeiten meines Lebens zusammen? Was glauben wir, wenn wir diese Frage stellen? - Das sollte doch eigentlich nicht passieren. Denen, die auf Gottes Seite stehen, sollte doch eigentlich nichts Schlechtes passieren. Wenn das passiert, dann muss es doch eine Antwort geben. Wir möchten gerne einen Rahmen, eine Ordnung haben, in die wir Dinge einordnen können.

Wo ist Gott da, wo ich ihn doch am allerdringendsten brauche? Es kann verschiedene Ursachen haben, wenn Gott auf unsere Gebete nicht antwortet.

Wenn Gott nicht antwortet,

1. ... kann das auch sein Gericht sein!

Amos 8,11.12: "Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; dass sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden."

2. ... kann das eine Prüfung sein!

Hiob erlebt eine Hiobsbotschaft, eine Katastrophe nach der anderen. Hiobs Glaube ist kein Schönwetterglaube: Hiob 1,21: "Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!"

Hiob 2,10: "Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?"

Immer wieder haben Menschen versucht, eine saubere und klare Antwort auf die Schwierigkeiten im Leben von Menschen zu finden. Doch: Einfache Antworten auf die Frage nach demSchweigen Gottes sind fast immer verkürzt.

Habe ich vielleicht ein falsches Bild von Gott gehabt? Könnte es sein, dass ich Erwartungen an Gott habe, die er nicht erfüllen möchte?

3. ...dann brauchen wir den richtige Deutungsrahmen!

Immer wieder haben Menschen versucht, eine saubere und klare Antwort auf die Schwierigkeiten im Leben von Menschen zu finden.

Doch: Einfache Antworten auf die Frage nach dem Schweigen Gottes sind fast immer verkürzt.

4. ... kann das auch eine Antwort sein!

Matthäus 26,42-44: "Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's nicht möglich, dass dieser Kelch an mir vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf. Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte." Wir machen hier die Erfahrung, dass Jesus das Phänomen unerhörter Gebete kennt. Jesus gibt seinem Vater die Freiheit, die Dinge nach seinem Willen zu tun. Diese Freiheit geben wir Gott auch, wenn wir das Vaterunser beten. Gott erhört deshalb viele unserer Gebete nicht, weil sie uns zerstören und kaputtmachen würden.

5. ... kann das eine Rückfrage an meinen Glauben sein!

Habe ich vielleicht ein falsches Bild von Gott gehabt? Könnte es sein, dass ich Erwartungen an Gott habe, die er nicht erfüllen möchte?

6. ... dann werde ich trotzdem "genug" haben!

2.Korinther 12,7-9: "Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche.

Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne." Paulus macht die schwere Erfahrung, dass ihm ein Pfahl ins Fleisch gegeben ist. Jesus Christus hat Paulus eine Antwort gegeben: "Meine Gnade genügt dir/ist hinreichend für dich." Jesus bringt damit zum Ausdruck: Ich wirke auch durch

Menschen, die durch Leid geschlagen sind, die manche Probleme an der Backe haben. Wer zu Jesus gehört, der ist niemals ein von Gott verlassener, sondern ein in allen Lagen begleiteter Mensch. (Matthäus 28,20)

7. ... brauche ich an der Seite von Jesus nicht mehr zu verzweifeln!

Wenn Gott schweigt, mir der Sinn verschlossen bleibt, ist das kein Grund mehr zu verzweifeln. Jesus selber hat auch die Warum-Frage gestellt. Er hat gelitten, damit wir in der Ewigkeit eine offene Tür haben. Jesus beantwortet nicht alle unsere Fragen, er löst nicht alle unsere Probleme. Aber er begleitet uns mit unseren Fragen und geht mit uns durch unser Leben hindurch. Darum darf ich mich mit allen meinen Rätseln Jesus anvertrauen. Gott löst nicht die Frage, warum er angesichts vieler Rätsel unseres Lebens schweigt, aber er erlöst uns davon, an diesem Schweigen verzweifeln zu müssen. Da ist die Geschichte der Emmausjünger, die sich bei diesem Unbekannten ausheulen. Sie merken nicht, dass einen Meter neben ihnen die Auferstehung und das Leben, der gute Hirte, das Licht der

Welt spazierengeht. - Wir sehen vieles nicht und heulen Jesus die Ohren voll und merken nicht: Einen Meter neben uns steht der, der die Auferstehung und das Leben ist.                                                                                        Prof. Dr. Volker Gäckle