Islam und christlicher Glaube - ein Vergleich Teil 3

Dr. Christine Schirrmacher ist habilitierte Islamwissenschaftlerin und lehrt als Professorin für Islamwissenschaft an verschiedenen Universitäten, ist Gastdozentin des Auswärtigen Amtes sowie verschiedener Landes- und Bundesbehörden der Sicherheitspolitik sowie Leiterin des „Instituts für Islamfragen“ der Deutschen Evangelischen Allianz. Im letzten Gemeindebrief zeigte sie uns einige Punkte auf, über die Nachdenken lohnt, hier der Schluss ihrer Betrachtung.
Tod und die Kreuzigung Jesu
Christlicher Glaube:
Jesus starb nach dem Willen seines Vaters am Kreuz, er wurde tot ins Grab gelegt und stand am dritten Tag von den Toten auf. Durch die Kreuzigung besiegte er die Sünde und den Tod und erwirkte die stellvertretende Erlösung (1Petr 1,18-19).
Muslimischer Glaube:
Über Jesu Tod macht der Koran nur sehr unklare Andeutungen. Gott bewahrte auf jeden Fall Jesus vor der Kreuzigung, indem er ihn vor seinen Feinden entrückte, während vermutlich ein anderer an seiner Stelle gekreuzigt wurde. Jesus selbst wurde nicht
gekreuzigt und ist auch nicht auferstanden. Eine Kreuzigung hätte nach muslimischer Auffassung eine schmachvolle Niederlage und ein Scheitern der gesamten Mission Jesu bedeutet. Einem Propheten steht nach muslimischer Auffassung ein ehrenvoller Tod zu, aber keine Verurteilung als Verbrecher. Zudem ist es aus muslimischer Sicht grundsätzlich unmöglich, stellvertretend für andere Personen Erlösung zu erwirken. Daher ist der Gedanke der Kreuzigung Jesu und Erlösung aus muslimischer Sicht verwerflich und falsch.
Dreieinigkeit und Gottessohnschaft
Christlicher Glaube:
Vater, Sohn und Heiliger Geist sind ein einziger dreieiniger Gott (Joh 1,1-2). Maria war ein Mensch und hat keinen Anteil an der Dreieinigkeit (Mt 28,19).
Muslimischer Glaube:
Der Koran wirft den Christen vor, drei Götter, nämlich Gott, Jesus und Maria anzubeten. So war gegenüber Muhammad möglicherweise von Christen seiner Zeit die Dreieinigkeit dargestellt
worden. Jesus ist im Islam nicht der Sohn Gottes, denn der Koran betont immer wieder, dass Gott keine Kinder hat. Der Gedanke allein sei eine Gotteslästerung. Der wichtigste Lehrsatz der koranischen Theologie lautet:
Es gibt nur einen einzigen Gott, und nichts ist mit ihm vergleichbar oder ihm ähnlich. Mehrere Götter zu verehren – wie Christen es aus muslimischer Sicht tun – ist nach dem Koran die schlimmste aller Sünden, die nicht vergeben werden kann. Die christliche Vorstellung von der Dreieinigkeit wird vom Koran als heidnischer
Glaube an drei verschiedene Götter aufgefasst und scharf verurteilt. Jesus darf aus muslimischer Sicht nicht als Gott verehrt werden.
Fürsprache
Christlicher Glaube:
Jesus ist der Mittler, der für seine Gemeinde bei Gott Fürsprache einlegt. Er vertritt Gottes Kinder jetzt und im Jüngsten Gericht vor dem Vater.
Muslimischer Glaube:
Der Koran macht keine klaren Angaben darüber, ob am Tag des Jüngsten Gerichts für gläubige Muslime Fürsprache eingelegt wird. Die islamische Überlieferung hat aus den vagen Andeutungen des Korans geschlossen, dass Muhammad und einige herausragende Persönlichkeiten der islamischen Geschichte – vielleicht auch die Engel – für muslimische Gläubige Fürsprache einlegen dürfen.
Welches ist die wahre Offenbarung?
Christlicher Glaube:
Die Bibel ist Gottes zuverlässiges Wort, mit dem er sich an uns Menschen wendet. Der Geist Gottes wachte über die Niederschrift der Bibel und ihre Bewahrung in der Geschichte. Die Bibel wird durch nichts korrigiert und bleibt in Ewigkeit Gottes Wort (Offb 22,18). Die Bibel wurde ihren Schreibern von Gott eingehaucht (2 Tim 3,16), die Persönlichkeit der Schreiber wurde dabei jedoch
nicht ausgeschaltet (2 Petr 3,15-16).
Muslimischer Glaube:
Der Koran ist das reine unverfälschte Wort Gottes; eine Abschrift des himmlischen Buches. Das Alte und Neue Testament sind dagegen aus muslimischer Sicht mit der Zeit verfälscht worden und daher nicht mehr verlässlich. Der Koran korrigiert also das Alte und Neue Testament. Er ist Muhammad durch Vermittlung des Engels Gabriel direkt von Gott eingegeben worden. Er selbst war als Persönlichkeit daran nicht beteiligt. Dadurch wird aus muslimischer Sicht die Unverfälschtheit des Korans garantiert.
Diese Gegenüberstellung verdeutlicht, dass sich der islamische und der christliche Glaube an vielen Punkten widersprechen.
Während nach den Aussagen der Bibel diejenigen das ewige Leben erben werden, die an Jesus Christus als Sohn Gottes glauben und sein stellvertretendes Opfer am Kreuz für sich persönlich in Anspruch nehmen, können nach dem Koran nur jene gerettet werden, die an Muhammad als Propheten Gottes und die Wahrheit des Korans glauben. Christen sind nach Auffassung des Korans Ungläubige, wenn sie nicht von ihrem Vielgötterglauben lassen.