Das Heilige Land erkundet: Ein Tatsachen-Bericht 2

4. Tag - In den Spuren von Jesus

Frühmorgens begann die Fahrt durch Kana, dem Ort des Weinwunders zu den heiligen Stätten am See Genezareth. Dort stiegen die Teilnehmer auf ein Boot, das optisch so gestaltet war, wie zu Jesu Zeiten. Wir fuhren auf den See hinaus. Bei blauem Himmel, Sonnenschein und leisem Plätschern kleiner Wellen hielt uns Bernhard eine kleine Andacht. In ca. 20 Meter Entfernung ein weiteres Boot, dort wurde gesungen. Kurz:

Es war ein unvergessliches Erlebnis, strahlte eine ungekannte Ruhe aus.

Richtete man den Blick in alle vier Himmelsrichtungen, eröffnete sich uns eine Fülle bunter Blüten, ein Olivenhain, ein Stück Bergwelt Palästinas und die Golanhöhen. Dahinter (für uns nicht einsehbar) Syrien…

Es folgten Stätten und Naturschönheiten, die man nur schwer in Worte fassen kann. Es ist sehr emotional, an Orten zu stehen, wo einst Jesus gelebt und gewirkt hat.

Dazu zählten u. a. der Berg der Seligpreisung (Bergpredigt), Tabgha, die Stätte der Brotvermehrung und Kapernaum, das Zentrum des Wirkens von Jesus.

Alle Stätten, die wir an diesem Tage besuchten, waren top restauriert und supersauber. Alles grünte und blühte. Erneut konnten wir den Tag bei wunderbarem Wetter genießen.

Gegen Abend kamen wir in Bethlehem im Westjordanland an. Leider konnte uns Micha nicht in diese mit fünf Meter hohen Betonplatten umgrenzte Stadt begleiten, da er Jude ist. Stellvertretend kam ein netter Palästinenser, der uns in und durch die Geburtskirche führte. Die Kirche war 333 n. Chr. an der Stelle errichtet worden, wo Jesus das Licht der Welt erblickt hat. In die Kirche selbst konnte man nur geduckt eintreten. Der Eingang war so gehalten, dass zu Zeiten der Kreuzritter nicht mit Pferden hineingeritten werden konnte.

Im Kirchenschiff waren teilweise Restaurationsarbeiten im Gange. Vor dem Altar standen Kinder. Sie sangen und sagten etwas auf. Wir Erzgebirger wurden um Ruhe gebeten mit den Worten: „Bitte still sein. Die Kinder lernen die Bibel.“ Wie wir dort erfuhren, wurden die Mädchen und Jungen, die teilweise mit ihren Eltern dort waren, auf die Erstkommunion vorbereitet.

Unser palästinensischer Reiseführer brachte uns zur Geburtsgrotte und der Stelle, an der die Krippe gestanden haben soll. Wir befanden wir uns an einem der heiligsten Orte, die es für uns Christen gibt. Ein vierzehnzackiger Stern zeigte uns die Stelle, an dem Maria Jesus geboren hat. Die 14 Zacken sagen uns, dass Jesus die 14. Generation nach König David war. Nur ca. drei Meter weiter besuchten wir den Platz der Krippe. Dort also hatte Jesus, in Windeln gewickelt, in Stroh gelegen und war von den drei Heiligen aus dem Morgenland begrüßt und beschenkt worden.

Nach einer kleinen Stadtrundfahrt durch das heute dicht besiedelte Bethlehem, wollten wir noch über das Hirtenfeld spazieren. Daraus wurde aber leider nichts, denn von den besagten Feldern ist nicht mehr viel übrig. „Die Araber haben alles zugebaut und vermehren sich gewaltig. Sie scheinen wohl keinen Fernseher zu haben“, meinte unser Reiseleiter schmunzelnd. Übrigens: Er sprach ein perfektes Deutsch und verriet, fünf Jahre in München gelebt zu haben, nachdem er sechs Jahre in Sacramento/Kalifornien Kfz.-Elektronik studiert hatte.

Erneut von erfüllt von unbeschreiblichen Eindrücken checkten wir für vier Nächte im Hotel „Paradise“ in Bethlehem ein.

 

5. Tag - Massada, Qumran und am Ende Jericho

Nach Weckruf und Frühstück fuhren wir an diesem Freitag durch die Judäische Wüste. Vorbei an kleinen beduinischen Siedlungen führte die Tour zunächst zur Herodesfestung Massada. Mit der Seilbahn ging es steil aufwärts zur Festung, auf der einst fast 1.000 Männer, Frauen und Kinder freiwillig den Tod wählten, um der Sklaverei zu entgehen. Von hier aus bot sich uns ein grandioser Ausblick ins Tal und auf das Tote Meer.

Es folgten Qumran mit seinen Höhlen, in denen die berühmten alttestamentlichen Schriftrollen gefunden wurden. Ein junger Mann soll mit seinem Kamel dort unterwegs gewesen sein. Aus Langeweile hatte er hin und wieder versucht, mit Steinchen größere Felslöcher zu treffen. Der Treffer eines Steins ließ ihn allerdings stutzen, denn er hörte ein seltsames Geräusch, als hätte er etwas im Inneren des Felsens getroffen. Der junge Mann machte kehrt und holte seinen Cousin. Die beiden kletterten in das Loch im Fels hinein, gingen der Sache auf den Grund, und fanden zahlreiche Krüge mit Schriftrollen.

Die Schriftrollen wurden zwischen 1947 und 1956 in elf Felshöhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran im Westjordanland entdeckt. Sie umfassen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Später wurden noch weitere antike Schriftrollen in Höhlen nahe dem Westufer des Toten Meeres gefunden.

Unsere Tour führte dann weiter ans Tote Meer. Dort hatten wir eine Menge Spaß. Schon die „Umkleiden“ – einige Quadratmeter Boden, die mit Stoff zugehangen waren, getrennt nach Jungen und Mädchen - konnten nicht mit deutschen Verhältnissen verglichen werden. Und dann das eigentliche Event: Wir tauchten ein, bzw. ließen uns treiben. Aufgrund des enormen Salzgehaltes ist Schwimmen nicht möglich. Vom Wasser aus konnten wir direkt ans andere Ufer auf ein wunderschönes Bergmassiv in Jordanien schauen, welches übrigens mehr als 6.000 Meter Länge misst.

Nach dieser Abkühlung fieberten wir dem nächsten Highlight entgegen:

Jericho. Es ist nicht selbstverständlich, diese traumhafte Palmenstadt mitten in der Wüste besuchen zu dürfen. Doch Micha machte es uns möglich. Wieder musste er vor den Toren der Stadt warten, durfte nicht passieren. Während der Zeit betreute uns Kaled, unser Busfahrer.

Dann waren wir da, standen in der vermutlich ältesten (erste Siedlungen 10.000 Jahre v. Chr.) und der tiefst gelegenen Stadt der Welt (250 Meter unter dem Meeresspiegel), vier Kilometer von Jordanien entfernt. Vor uns die Ausgrabungsstätte mit Überresten aus früheren Jahrtausenden. Direkt darüber brachte eine moderne Seilbahn Interessenten auf die Berge. Ein krasser Gegensatz!

Es folgte noch eine kleine Stadtrundfahrt mit kleinem Abstecher zu einem mehr als 1.000 Jahre alten Feigenbaum, der immer noch fleißig Früchte trägt - dann ging es zurück nach Bethlehem.

 

6. Tag - Vom alten ins neue Jerusalem

Jerusalem, die geschichtsträchtige Hauptstadt Israels, stand auf dem Programm. Unser Busfahrer Kaled brachte uns zuerst zum Friedhof mit dem Grab von Oskar Schindler. Viele kennen sicher den Film „Schindlers Liste“. Am Ende legten die Schauspieler u. a. zusammen mit Überlebenden, die sie im Film verkörpert hatten, Steine auf die Grabplatte. Genau an dieser Stelle durften auch wir stehen. In Jerusalem selbst folgten dann eine Sehenswürdigkeit und ein Originalschauplatz dem anderen. Wir fuhren zum Berg Zion, besuchten die Kirche St. Peter in Gallicantu, die Dormito-Abtei, das David-Grab und gingen in den Abendmahlsaal. Obwohl bekannt ist, dass dieser erst viel später errichtet wurde und Jesus das Abendmahl mit seinen Jüngern an anderer Stelle gehalten haben soll, herrschte dort dichtes Gedränge. Bevor wir die Klagemauer ansteuerten, gab uns unser Reiseleiter Micha Gelegenheit, Zettelchen zu schreiben, die wir dann in die Ritzen der dortigen Steine stecken konnten. Dann standen wir vor der Klagemauer, welche im Fernsehen meist größer erscheint, als sie in Wirklichkeit ist. Männlein und Weiblein durften nur getrennt an sie herantreten. An diesem Tage besuchten wir auch Ausgrabungsstätten des alten Jerusalems und die Neustadt mit der Menorah. Die Ausgrabungen mit Resten einer Einkaufspassage, wie wir es heute nennen wollen, belegen, wie modern es dort schon vor Jahrtausenden zugegangen sein muss. Natürlich machten wir auch einen Abstecher ins Regierungsviertel von Israels Hauptstadt. Gegen Abend kamen wir in En Karem, dem Geburtsort von Johannes dem Täufer an und hielten eine Andacht. Und wieder ging ein superschöner Tag in Palästina zu Ende.

 

7. Tag - Der Via Dolorosa hinauf zum Felsen Golgata

Noch einmal stand Jerusalem auf der Tagesordnung, an diesem siebenten Tage – es war der Sonntag – mit Schauplätzen wie dem Garten Gethsemane, der Kirche aller Nationen, der weltbekannten Via Dolorosa, umgangssprachlich der Leidensweg Christi und der Grabeskirche.

Am Morgen fuhren wir mit dem Bus zum Aussichtspunkt auf den Ölberg. Von hier aus eröffnete sich uns ein gigantischer Panorama-Blick über die heilige Stadt. Auf den Garten Gethsemane freuten sich viele Teilnehmer besonders.

Im Gegensatz zu heute war der Garten früher sehr viel größer. Heute ist er ein gepflegte Fleckchen und umzäunt. Man darf also nur von außen schauen. Was die alten Olivenbäume angeht, sprechen manche davon, dass sie eintausend Jahre alt sind, andere wiederum sagen, sie seien über zweitausend Jahre alt und stammen aus Jesu Zeiten. Der Garten liegt an einer vielbefahrenen Straße und wird täglich von Touristenscharen aus aller Welt besucht.

Um nicht den Rahmen zu sprengen, sollen an dieser Stelle nur noch auf den Teich Bethseda und der Grabeskirche eingegangen werden. Lt. Johannes 5,1-15 hat Jesus am Teich Bethseda ebenfalls Wunder getan und Kranke geheilt. Zu einem 38 Jahre lang gelähmten Mann sagte er: „Steh auf und geht umher“. Und er konnte wieder gehen. Heute ist der Teich auf einen Tümpel geschrumpft.

Nachdem wir einige Stationen der Via Dolorosa gegangen waren, standen wir vor der Grabeskirche. Wir hatten Glück, denn die Menschenschlange vor dem heute unter Glas liegendem Felsstück, auf dem das Kreuz gestanden haben soll, war nur wenige Meter lang und es brauchte nur ca. 15 Minuten, bis auch wir diese Stelle direkt vor uns hatten.

Nach einem Bummel über den Basar fuhren wir ins Hotel, um uns etwas auszuruhen, denn am Abend stand noch eine Nachtfahrt durch Jerusalem auf dem Plan. Diese ist mit einem Wort zu beschreiben: Faszinierend! Allerdings waren wir mitten in Jerusalem in einen Stau geraten, der sich letztendlich als Bereicherung darstellte. Wir mussten im jüdisch-orthodoxen Viertel eine dreiviertel Stunde warten und bekamen so eine Menge vom Leben dort mit, was alles andere als langweilig war. Frauen in halblangen schwarzen Röcken und gestreiften Oberteilen und Männer in schwarzen Anzügen, weißen Hemden, schwarzen langen Mänteln mit dem typischen schwarzen Hut auf den Kopf eilten geschäftig umher – die meisten mit Handy am Ohr. Kleine Kinder in Kinderwagen waren auch nachts mit unterwegs. Müll und Unordnung in jeder Gasse. Manch ein Händler fegte zwar seinen Laden, warf den Dreck kurzerhand aber nur vor die Tür. Ungepflegte Häuser, aber viele Geschäfte und am Beginn des Viertels ein großes Schild mit der sinngemäßen Aufschrift: „Bitte nur in angemessener Kleidung passieren!“

 

Tag 8 - Zurück, voller unbeschreiblich schöner Erlebnisse

Montag, der letzte Tag: Mit etwas Wehmut, aber auch mit Vorfreude auf Zuhause ließen wir unseren letzten Tag im Heiligen Land angehen. Wir checkten aus dem Hotel aus und verließen das ummauerte Bethlehem. Eigentlich stand Abu Gosh noch auf dem Plan, der Ort, an dem sich Jesus nach der Auferstehung noch zwei Jüngern gezeigt haben soll. Leider wurde Abu Gosh kurzerhand noch mit einem Abstecher nach Beit Jala und dem Besuch eines Kinder- und Jugendzentrums dort getauscht.

Danach stand die Besichtigung von Yad Vashem, dem einzigartigen Museum zum Holocaust, an. Dieser Ort zeigt in beeindruckender Weise die nicht in Worte zu fassenden Grausamkeiten, denen die Opfer des Nationalsozialismus ausgesetzt waren, auf.

Ein kurzer Imbiss an einer Tankstelle, dann ging es zum Flughafen. Die dortige Kontrolle ging schnell von statten. Allerdings musste unser Bernhard umpacken, sein Koffer war zu schwer.

Mit der EL AL wieder in Prag angekommen, hieß es auch in der Reisegruppe, sich voneinander zu verabschieden.

Noch heute klingt in jedem Einzelnen von uns das Erlebte nach. Es war wohl tatsächlich, wie schon im Reiseprospekt angekündigt: „Die Reise unseres Lebens“.